Grip-König aus Japan für die Pocket-Rocket? Bridgestone Reifen BT-601SS im Test!
- Julius 442
- 12. Mai
- 4 Min. Lesezeit
Hey Leute, Julius hier von Schnurri Racing! Heute reden wir über ein Thema, das uns auf der Rennstrecke (egal ob mit dem Pitbike, der MiniGP oder der Großen) immer bewegt: Reifen!
Ohne den richtigen Gummi auf den Felgen ist die schnellste Maschine nur die Hälfte wert. Und wenn es um maximalen Grip auf trockenem Asphalt im Pitbike-Bereich geht, führt kaum ein Weg am PMT Slick vorbei. Er funktioniert immer, hält ewig und bietet für mich auch ein besseres "Feeling" als beispielsweise der Pirelli Slick. Der PMT ist also der kleine Grip-König aus Italien - bisher zumindest.
Denn auf der Motorräder Dortmund sprachen wir mit Bridgestone - Hersteller meiner favorisierten Straßen- und Rennstrecken-Reifen - über das Thema Pitbike. Denn auch im Bridgestone Heimatland Japan gibt es eine Pitbike und Minibike Szene und dort ist der Bridgestone BT601SS sehr beliebt - aber hierzulande quasi unbekannt und O-Ton "nicht zu bekommen". Wären da nicht Saschas Kontakte zu Reifen Weigand. Die haben uns doch tatsächlich einen Satz mit DOT 23 zum Test organisiert (vielen Dank an der Stelle).


Bridgestone Reifen BT-601SS im Test
Dieser Reifen ist eine echte Legende in der japanischen Minibike- und Scooter-Rennszene und da lohnt es sich ja mal einen Vergleich anzustellen.
Was macht den BT-601SS so besonders?
Grip, Grip, Grip: Das ist das A und O. Der BT-601SS klebt förmlich auf dem Asphalt, besonders in Schräglage ist das Mini-Bike wie angenagelt. Das Semi-Slick ähnliche Profil und die spezielle Rillenanordnung sind darauf ausgelegt, die Kontaktfläche zum Boden zu maximieren, wenn ihr am Kurvenlimit hängt. Das scheint zu funktionieren und gibt unglaublich viel Vertrauen!
Rennsport-Gene: Der Reifen ist von Grund auf für den Einsatz auf der Rennstrecke konzipiert. Bridgestone hat hier seine ganze Erfahrung aus dem Rennsport einfließen lassen.
Verschiedene Mischungen für jedes Wetter (theoretisch): Wir konzentrieren uns hier auf den Trockenreifen (SS). Bridgestone bietet hier verschiedene Gummimischungen an, um auf unterschiedliche Temperaturen und Anforderungen reagieren zu können:
YCZ (Hard/Hart): Ideal für höhere Temperaturen oder längere Turns/Endurance, da er hitzebeständiger ist und länger hält.
YCY (Medium): Der Allrounder, funktioniert in einem breiten Temperaturfenster. Oft die Standardwahl und auch bei uns montiert.
YCX (Soft/Weich): Für kühlere Bedingungen oder wenn maximaler Grip für kurze Sprints gebraucht wird. Klebt wie Hölle, verschleißt aber tendenziell schneller.
Wichtig: Es gibt auch eine spezielle "Wet"-Version für Regenrennen. Da versuche ich noch einen Satz zu ergattern.
Der Reifen im Detail:
Wir haben den Bridgestone Battlax BT-601SS direkt im Wechsel mit eine PMT Slick in der Mischung S (= Soft) auf meiner Ohvale GP2 montiert. Genauer gesagt handelt es sich um den Vorderreifen (FRONT) in der Dimension 100/90-12 und Hinterreifen (REAR) in 120/80/12 - beide in der YCY (Medium) Mischung.
Handling & Performance auf meiner Ohvale GP2: Bridgestone vs. PMT in Spa
Ich hatte die Gelegenheit, den Bridgestone BT-601SS bisher einen Turn auf meiner Ohvale GP2 zu testen und ihn direkt mit den PMT Reifen zu vergleichen, die ich normalerweise fahre und die oft als Benchmark gelten.
Auf der Kartbahn in Spa-Francorchamps habe ich an diesem Test-Tag bei bestem Wetter, Sonne und ca. 22 Grad meine persönliche Bestzeit mit den PMT S(oft) bei 50,88 Sekunden aufgestellt. Mit den Bridgestone BT-601SS (Medium-Mischung) bin ich 51,57 Sekunden gefahren. Ist der Bridgestone also langsamer?
Was verrät die Datenanalyse? (Schaut ins Video!)
Genau diesen Unterschied und das Fahrverhalten habe ich mir in der Datenanalyse genauer angeschaut. Im dazugehörigen Video gehe ich detailliert auf die Daten ein. Man kann dort sehr gut erkennen, woher die Rundenzeitdifferenz kommt und wie sich das unterschiedliche Fahrverhalten in den Daten widerspiegelt.
Der PMT ermöglicht tendenziell einen etwas schnelleren, agileren Turn-in. Man kippt das Bike förmlich in die Ecke. Ebenso ist der Richtungswechsel in der Schikane recht einfach. In engen Kurven dreht das Vorderrad relativ leicht ein.
Der Bridgestone fühlt sich dramatisch stabiler an. Er braucht einen klareren Lenkimpuls, liegt dann aber in Schräglage wie auf Schienen. Die Datenanalyse zeigt, dass diese Stabilität am Kurveneingang und in der Kurvenmitte Vorteile bringen kann, gerade wenn es darum geht, früh ans Gas zu gehen. Die längere Übersetzung hat hier aber klar verhindert, diesen potenziellen Vorteil in eine schnellere Rundenzeit umzumünzen.
Es bestätigt sich also: Es ist eine Frage des persönlichen Fahrstils und der Abstimmung (inkl. Übersetzung!), welcher Reifencharakter einem besser liegt und unter welchen Umständen welcher Reifen schneller ist.
Offene Fragen & Ausblick:
Zwei wichtige Punkte können wir aktuell noch nicht abschließend bewerten:
Performance bei Kälte: Der PMT ist bekannt dafür, auch bei kühleren Temperaturen noch sehr gut zu funktionieren. Ob der Bridgestone BT-601SS hier mithalten kann, müssen wir erst noch ausgiebig testen. Das wird besonders für die Rennen im Frühjahr und Herbst spannend.
Haltbarkeit: Wie lange hält der Bridgestone im harten Renneinsatz durch? Hier haben wir noch keine eigenen Langzeiterfahrungen gesammelt. Allerdings hört man in Foren und aus der Community durchweg Positives, die Haltbarkeit soll für einen Rennreifen sehr gut sein. Wir werden euch auf dem Laufenden halten!
Der richtige Luftdruck – immer noch entscheidend! Wie schonmal erwähnt: Es gibt keinen pauschal perfekten Druck. Die Angaben auf dem Reifen sind nur ein Startwert.
Erfahrungswerte: Der Bereich von ca. 1,6 Bar (kalt gemessen) bleibt ein guter Ausgangspunkt. Warm sollte der Reifen etwa 1,7 vorne und 1,8 hinten haben.
Anpassen: Beobachtet das Reifenbild und das Fahrgefühl. Nur durch Testen findet ihr den Sweet Spot für euch und die jeweiligen Bedingungen!
Fazit:
Der Bridgestone Battlax BT-601SS ist denke ich ein absoluter Top-Reifen für den trockenen Renneinsatz auf Pitbikes und auch auf meiner Ohvale GP2. Er überzeugt mit massivem Grip und einem extrem stabilen Fahrgefühl in Schräglage. Das Handling ist anders als beim PMT – stabiler, satter, aber weniger agil beim Einlenken. Die Rundenzeiten sind konkurrenzfähig, aber wie immer kommt es auf das Gesamtpaket inklusive Abstimmung an.
Ob er auch bei Kälte noch performt und wie es um die Haltbarkeit bestellt ist, werden weitere Tests zeigen. Bis jetzt sind wir aber sehr angetan von dem "japanischen Grip-König im Taschenformat"!
Habt ihr schon Erfahrungen mit dem BT-601SS im Vergleich zum PMT gemacht?
Wie sieht's bei Kälte aus? Lasst es uns in den Kommentaren wissen!
Bis bald auf der Strecke!
Euer Julius von Schnurri Racing.